5.4.2022

Liechtensteinische Landesbank (LLB): ein attraktiver Cocktail aus solidem Zinsgeschäft und flott wachsendem Anlagegeschäft

Die ergriffenen Wachstumsinitiativen, wie auch der Fokus auf die Kosten, entfalteten im Geschäftsjahr 2021 erfreuliche Wirkung. Die Kundenvermögen (AuM) stiegen signifikant um 15.4% und erreichten mit CHF 91.9 Mrd einen neuen Höchststand. Hierzu beigetragen haben mit CHF 5.9 Mrd die starke Performance der Finanzmärkte und mit 7.2 Mrd der Netto-Neugeld-Zufluss. Die Neugeld-Wachstumsrate von 9.1% (in % der AuM) erachten wir im Peer-Vergleich als eine ausserordentlich gute Leistung. Der Gesamtertrag übertraf mit CHF 476.4 Mio das Vorjahresniveau um 10.7%. Besonders kräftig zugelegt hat das Anlagegeschäft mit einer Steigerung des Kommissionertrags um 17.3% auf CHF 233.6 Mio. Starke Treiber waren die um 24.8% gestiegenen bestandesabhängigen Gebühren sowie das Ertragswachstum der hauseigenen Fonds um 25.6%. Trotz anhaltendem Margendruck und Niedrigzinsumfeld konnte sich der Zinserfolg auf Vorjahresniveau (CHF 154.0 Mio) halten. Dagegen erlitt der Handelserfolg eine Einbusse um 6.3% auf CHF 79.0 Mio. Dank effizientem Kostenmanagement betrug der Geschäftsaufwand nahezu unverändert CHF 273.4 Mio. Dies führte zu einer substanziellen Verbesserung der Cost-Income-Ratio von 69.8% auf 65.8%. Diese positive Entwicklung widerspiegelt sich auch in dem um 25.5% auf CHF 137.8 Mio gestiegenen Reingewinn, dem besten Ergebnis seit mehr als zehn Jahren.

Die LLB ist trotz Turbulenzen gut in das neue Jahr gestartet. Steigende Investitionen in die Digitale Transformation dürften 2022 die angestrebte Verbesserung der Profitabilität leicht belasten. Dagegen ist aus der Vollübernahme der Bank Linth mit einer Gewinnverdichtung um rund CHF 6.0 Mio zu rechnen. Mit einer CET1-Ratio von 20.3% verfügt die LLB über ausreichend Überschusskapital, um das angestrebte Wachstum auch mittels Akquisitionen zu beschleunigen. Der VR hat für das Jahr 2021 eine Anhebung der Dividende von CHF 2.20 auf CHF 2.30 beantragt. Zudem stellt er eine kontinuierliche Erhöhung der Ausschüttung in Aussicht. Bei einer Dividendenrendite von attraktiven 4.1%, einem P/B von lediglich 0.83x und dem P/E 22e von 13.0x erachten wir die Aktie als vorteilhaft bewertet.

20.11.2023

Accelleron lockt mit steigendem Gewinn und hohen Dividenden

Das im Oktober 2022 von ABB an die Börse gebrachte Spin-off Accelleron ist unangefochtener Marktführer für Hochleistungs-Turbolader. Das Servicegeschäft trägt mit rund 75% den Löwenanteil zum Umsatz bei. Hierbei sorgt eine installierte Basis von mehr als 180000 Turboladern für wiederkehrenden Umsatz, mit geringer Zyklizität und hoher Marge. Die 10000 bis 12000 jährlich neu ausgelieferten Turbolader sorgen für eine stetige Zunahme der Serviceerträge. Damit verfügt Accelleron über ein resilientes Geschäftsmodell mit verlässlich steigendem Umsatz und hoher Profitabilität, aber limitiertem Wachstumspotenzial.

Accelleron gelang im ersten Halbjahr 2023 eine kräftige Umsatzsteigerung von 17.1% auf USD 448.6 Mio. Wie schon im Vorjahr profitierte das Segment Marine (Medium & Low Speed) von der starken Nachfrage aus der Handelsschifffahrt. Infolgedessen kletterte der Umsatz um 17.1% auf USD 324.8 Mio. Im deutlich kleineren Energiegeschäft (High Speed) konnte der Umsatz um 17.3% auf USD 123.8 Mio zulegen. Wichtige Treiber waren hohe Auftragsvolumen für Gaskompressoren aus den USA sowie Preissteigerungen. Der operative EBITA erfuhr eine deutliche Zunahme um 11.6% auf USD 108.0 Mio. Die EBITDA-Marge sank leicht um 1.2 Prozentpunkte auf 24.1%, was mit Spin-off Kosten zu erklären ist. Der Gewinn verringerte sich um 30.2% auf USD 46.9 Mio. Grund hierfür sind USD 48.8 Mio einmaliger nicht operativer Kosten, verursacht durch die Abspaltung von ABB und den Aufbau von eigenständigen Strukturen und Systemen.

Accelleron hat mit den Halbjahreszahlen die Umsatzprognose für das Gesamtjahr massiv von bisher 2% bis 4% auf 13% erhöht. Von der im Juli 2023 abgeschlossenen Akquisition OMT dürften weitere 2% hinzukommen.  Bekräftigt wurde die grosszügige Dividendenpolitik, mit einer Ausschüttungsquote von 50% bis 70%. Wird der Verschuldungsgrad (Nettoschulden/EBITDA) unter 1.0x gebracht, soll diese bis zu 100% betragen. Mit Abschluss der ABB-Abtrennung und dem Wegfall aller Spin-off Kosten (2023e: USD 70-80 Mio) erwarten wir für das Geschäftsjahr 2024 einen kräftigen Gewinnsprung auf geschätzte USD 165 Mio und die Anhebung der Dividende auf CHF 1.40 je Aktie. Angesichts der guten Visibilität für weiteres Gewinn- und Dividendenwachstum erachten wir die Aktie Accelleron bei einem P/E 24e von 14.9x und der Dividendenrendite 24e von 5.8% als attraktiv bewertet.

25.9.2023

Berner Kantonalbank (BEKB): unters Kopfkissen legen und vergessen

Die BEKB verfügt über ein solides Geschäftsmodell mit einer konservativen Eigenmittelausstattung und einer nachhaltigen Entwicklung des Free Cash Flows. Damit gelingt es der Bank seit mehr als 20 Jahren, die Dividende Jahr für Jahr zu erhöhen. Mit einem Aa2 Rating von Moody’s zählt sie zu den am besten bewerteten Banken der Schweiz.

Im ersten Halbjahr 2023 steigerte die BEKB ihren Geschäftsertrags um 10.6% auf CHF 270.2 Mio. Dank einem disziplinierten Kostenmanagement lag der Geschäftsaufwand mit CHF 129.8 Mio lediglich 3.1% über dem Vorjahr. Dies führte zu einer substanziellen Zunahme des Geschäftserfolgs um 42.7% auf CHF 115.7 Mio und einer Verbesserung des Cost-Income-Ratios von 51.5% auf 48.1%. Dagegen stieg der Halbjahresgewinn lediglich um 14.6% auf CHF 75.6 Mio. Dass dieser nicht höher ausgefallen war, lag hauptsächlich an einer Zuweisung an die Reserven für allgemeine Bankrisiken im Umfang von CHF 17.4 Mio.

Treibender Faktor der guten Ergebnisse waren die höheren Zinsen, die für einen Wachstumsschub des Brutto-Zinserfolgs um 30.7% auf CHF 197.5 Mio sorgten. Geholfen hat auch die vollständige Refinanzierung der Ausleihungen durch Kundeneinlagen und Pfandbriefdarlehen. Der Rückgang des Kommissionserfolgs um 7.1% auf CHF 52.5 Mio widerspiegelt die marktbedingt geringeren Handelsaktivitäten der Anleger, denen ein Netto-Neugeld-Zufluss von CHF 614.7 Mio teils entgegenwirkte.

CEO Armin Brun zeigt sich zuversichtlich, zum Jahresende das Ergebnis des Vorjahres zu übertreffen. Interessantes Wachstumspotenzial sieht er im Anlagegeschäft mit vermögenden Privatkunden. Um dieses gezielt voranzutreiben, wurde der ehemalige UBS-Manager Domenico Sottile zum neuen Leiter des Departements Key Clients und Asset Management ernannt. Die Aktie ist bei einem geschätzten P/E 23e von 12.8x und P/B von 0.8x vorteilhafter als die Peer-Group Kantonalbanken bewertet. Die verlässliche Strategie steigender Dividenden, mit einem Payout Ratio von mindestens 40% bis maximal 70%, wie auch die aktuelle Dividendenrendite von gut 4%, machen die Aktie als Bondersatz interessant.

12.9.2023

Vetropack: starke Ergebnisse mit Profitabilität auf Allzeithoch

Der Hersteller von Verpackungsglas überzeugte im ersten Halbjahr 2023 mit starken Wachstumsinitiativen und einer EBIT-Marge auf neuem Allzeithoch. Das im Vorjahr wegen Kriegsschäden stillgelegte ukrainische Werk in Gostomel überraschte Ende Mai mit der Wiederaufnahme der Produktion. Ebenso konnte in der neuen Glasfabrik in Italien mit dem Aufheizen der beiden Schmelzwannen begonnen werden. Die mit Investitionen von über CHF 400 Mio erstellte Fabrik erhöht die Kapazitäten der Gruppe um rund 7%. Zudem bringen smarte Technologien mehr Flexibilität und ermöglichen ab dem dritten Quartal, die hohe Nachfrage bei Weissglas besser zu bedienen.

Ein kundenseitiger Lageraufbau zum Jahresende sowie inflationsbedingte Verhaltensänderungen der Endverbraucher führten in der ersten Jahreshälfte zu einem deutlichen Rückgang der Absatzmenge um 15.7% auf 2.27 Mrd Stück. Massgeblich getrieben durch Preiseffekte und einen vorteilhaften Produktmix gelang es Vetropack dennoch, den Umsatz um 9.9% auf CHF 477.9 Mio zu steigern. Der EBIT konnte gar um 45.1% auf CHF 70.1 Mio zulegen. Die Verbesserung der EBIT-Marge von 11.1% auf das Rekordniveau von 14.7% reflektiert die starke Marktposition und die effiziente Führung der Unternehmens-Gruppe. Auf der Bottom-Line resultierte ein Gewinn von CHF 50.7 Mio, nach einem kriegsbedingten Verlust von CHF 9.7 Mio im Vorhalbjahr.

Mittelfristig wird von Vetropack ein Umsatzziel von CHF 1.40 Mrd (Umsatz 2022: CHF 899.4 Mio) angestrebt. Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt und erwartet eine Zunahme der Absatzmenge gegenüber der ersten Jahreshälfte. Wegen hoher Energiekosten, Inflation, sinkender Kaufkraft sowie Anlaufkosten für das neue Werk in Italien soll die EBIT-Marge im Gesamtjahr tiefer als im ersten Halbjahr, aber weiterhin zweistellig ausfallen. Angesichts der stark vergrösserten Produktionskapazitäten und der ungebrochen hohen Nachfrage für Verpackungsglas erachten wir diesen Ausblick, wie von Vetropack gewohnt, als konservativ. Bei einem für 2023 geschätzten P/E von 11.6x (ø 5Y 15.6x) und dem EV/EBITDA von 5.4x (ø 4Y 6.6x) ist die Aktie Vetropack attraktiv bewertet.