9.3.2022

Siegfried überzeugt mit profitablem Wachstum

Der Pharmazulieferer erzielte im Geschäftsjahr 2021 ein Umsatzwachstum von 30.5% auf rekordhohe CHF 1.102 Mrd. Wichtigster Treiber war hierbei die Sparte Drug Products (Tabletten und sterile Abfüllungen). Dank der Übernahme von zwei Novartis-Standorten in Spanien, gelang diesem Bereich ein kräftiger Umsatzsprung von CHF 197.2 Mio auf CH 446.4 Mio. Neben dieser Akquisition trug auch die erfolgreiche Aufnahme der sterilen Impfstoffabfüllung für BioNTech wesentlich zum Wachstumsschub bei.

Aufgrund einer Cyberattacke, welche die Produktionsanlagen stilllegte, verzeichnete die Sparte Drug Substances (Pharmawirkstoffe und Zwischenprodukte) lediglich eine Umsatzzunahme von 1.3% auf CHF 656.0 Mio. Trotz anspruchsvollem Umfeld, mit COVID-Pandemie, der Integration von zwei neuen Standorten und Cyberangriff, ist es Siegfried gelungen, den um Sondereffekte bereinigten Kern-EBITDA um 38.8% auf CHF 207.2 Mio zu steigern und die entsprechende Marge von 17.7% auf 18.8% zu verbessern. Auf der Bottom Line resultierte ein Gewinn von CHF 95.6 Mio. Das sind 57.0% mehr als 2020. Davon werden die Aktionäre mit einer auf CHF 3.20 (VJ: CHF 3.00) angehobenen Dividende profitieren, steuerfrei in Form einer Nennwertreduktion.

CEO Wolfgang Wienand stellt für das laufende Jahr ein Wachstum im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich und eine Kern-EBITDA-Marge von über 20% in Aussicht. Darüber hinaus wird weiter Ausschau nach attraktiven Übernahmekandidaten gehalten. Diese Jahresziele erachten wir als machbar und realistisch. Wir gehen davon aus, dass der von Big Pharma ausgelöste Trend zum Outsourcing der Wirkstoffproduktion, wie auch deren Repatriierung von Asien in den Westen, an Fahrt gewinnen und bei Siegfried für Rückenwind sorgen wird. Die Aktie notiert mit einem geschätzten P/E 22 von 26.0x klar unter dem 5-Jahres-Schnitt von 35.9x. Kursrückschläge sind Kaufgelegenheiten.

20.11.2023

Accelleron lockt mit steigendem Gewinn und hohen Dividenden

Das im Oktober 2022 von ABB an die Börse gebrachte Spin-off Accelleron ist unangefochtener Marktführer für Hochleistungs-Turbolader. Das Servicegeschäft trägt mit rund 75% den Löwenanteil zum Umsatz bei. Hierbei sorgt eine installierte Basis von mehr als 180000 Turboladern für wiederkehrenden Umsatz, mit geringer Zyklizität und hoher Marge. Die 10000 bis 12000 jährlich neu ausgelieferten Turbolader sorgen für eine stetige Zunahme der Serviceerträge. Damit verfügt Accelleron über ein resilientes Geschäftsmodell mit verlässlich steigendem Umsatz und hoher Profitabilität, aber limitiertem Wachstumspotenzial.

Accelleron gelang im ersten Halbjahr 2023 eine kräftige Umsatzsteigerung von 17.1% auf USD 448.6 Mio. Wie schon im Vorjahr profitierte das Segment Marine (Medium & Low Speed) von der starken Nachfrage aus der Handelsschifffahrt. Infolgedessen kletterte der Umsatz um 17.1% auf USD 324.8 Mio. Im deutlich kleineren Energiegeschäft (High Speed) konnte der Umsatz um 17.3% auf USD 123.8 Mio zulegen. Wichtige Treiber waren hohe Auftragsvolumen für Gaskompressoren aus den USA sowie Preissteigerungen. Der operative EBITA erfuhr eine deutliche Zunahme um 11.6% auf USD 108.0 Mio. Die EBITDA-Marge sank leicht um 1.2 Prozentpunkte auf 24.1%, was mit Spin-off Kosten zu erklären ist. Der Gewinn verringerte sich um 30.2% auf USD 46.9 Mio. Grund hierfür sind USD 48.8 Mio einmaliger nicht operativer Kosten, verursacht durch die Abspaltung von ABB und den Aufbau von eigenständigen Strukturen und Systemen.

Accelleron hat mit den Halbjahreszahlen die Umsatzprognose für das Gesamtjahr massiv von bisher 2% bis 4% auf 13% erhöht. Von der im Juli 2023 abgeschlossenen Akquisition OMT dürften weitere 2% hinzukommen.  Bekräftigt wurde die grosszügige Dividendenpolitik, mit einer Ausschüttungsquote von 50% bis 70%. Wird der Verschuldungsgrad (Nettoschulden/EBITDA) unter 1.0x gebracht, soll diese bis zu 100% betragen. Mit Abschluss der ABB-Abtrennung und dem Wegfall aller Spin-off Kosten (2023e: USD 70-80 Mio) erwarten wir für das Geschäftsjahr 2024 einen kräftigen Gewinnsprung auf geschätzte USD 165 Mio und die Anhebung der Dividende auf CHF 1.40 je Aktie. Angesichts der guten Visibilität für weiteres Gewinn- und Dividendenwachstum erachten wir die Aktie Accelleron bei einem P/E 24e von 14.9x und der Dividendenrendite 24e von 5.8% als attraktiv bewertet.

25.9.2023

Berner Kantonalbank (BEKB): unters Kopfkissen legen und vergessen

Die BEKB verfügt über ein solides Geschäftsmodell mit einer konservativen Eigenmittelausstattung und einer nachhaltigen Entwicklung des Free Cash Flows. Damit gelingt es der Bank seit mehr als 20 Jahren, die Dividende Jahr für Jahr zu erhöhen. Mit einem Aa2 Rating von Moody’s zählt sie zu den am besten bewerteten Banken der Schweiz.

Im ersten Halbjahr 2023 steigerte die BEKB ihren Geschäftsertrags um 10.6% auf CHF 270.2 Mio. Dank einem disziplinierten Kostenmanagement lag der Geschäftsaufwand mit CHF 129.8 Mio lediglich 3.1% über dem Vorjahr. Dies führte zu einer substanziellen Zunahme des Geschäftserfolgs um 42.7% auf CHF 115.7 Mio und einer Verbesserung des Cost-Income-Ratios von 51.5% auf 48.1%. Dagegen stieg der Halbjahresgewinn lediglich um 14.6% auf CHF 75.6 Mio. Dass dieser nicht höher ausgefallen war, lag hauptsächlich an einer Zuweisung an die Reserven für allgemeine Bankrisiken im Umfang von CHF 17.4 Mio.

Treibender Faktor der guten Ergebnisse waren die höheren Zinsen, die für einen Wachstumsschub des Brutto-Zinserfolgs um 30.7% auf CHF 197.5 Mio sorgten. Geholfen hat auch die vollständige Refinanzierung der Ausleihungen durch Kundeneinlagen und Pfandbriefdarlehen. Der Rückgang des Kommissionserfolgs um 7.1% auf CHF 52.5 Mio widerspiegelt die marktbedingt geringeren Handelsaktivitäten der Anleger, denen ein Netto-Neugeld-Zufluss von CHF 614.7 Mio teils entgegenwirkte.

CEO Armin Brun zeigt sich zuversichtlich, zum Jahresende das Ergebnis des Vorjahres zu übertreffen. Interessantes Wachstumspotenzial sieht er im Anlagegeschäft mit vermögenden Privatkunden. Um dieses gezielt voranzutreiben, wurde der ehemalige UBS-Manager Domenico Sottile zum neuen Leiter des Departements Key Clients und Asset Management ernannt. Die Aktie ist bei einem geschätzten P/E 23e von 12.8x und P/B von 0.8x vorteilhafter als die Peer-Group Kantonalbanken bewertet. Die verlässliche Strategie steigender Dividenden, mit einem Payout Ratio von mindestens 40% bis maximal 70%, wie auch die aktuelle Dividendenrendite von gut 4%, machen die Aktie als Bondersatz interessant.

12.9.2023

Vetropack: starke Ergebnisse mit Profitabilität auf Allzeithoch

Der Hersteller von Verpackungsglas überzeugte im ersten Halbjahr 2023 mit starken Wachstumsinitiativen und einer EBIT-Marge auf neuem Allzeithoch. Das im Vorjahr wegen Kriegsschäden stillgelegte ukrainische Werk in Gostomel überraschte Ende Mai mit der Wiederaufnahme der Produktion. Ebenso konnte in der neuen Glasfabrik in Italien mit dem Aufheizen der beiden Schmelzwannen begonnen werden. Die mit Investitionen von über CHF 400 Mio erstellte Fabrik erhöht die Kapazitäten der Gruppe um rund 7%. Zudem bringen smarte Technologien mehr Flexibilität und ermöglichen ab dem dritten Quartal, die hohe Nachfrage bei Weissglas besser zu bedienen.

Ein kundenseitiger Lageraufbau zum Jahresende sowie inflationsbedingte Verhaltensänderungen der Endverbraucher führten in der ersten Jahreshälfte zu einem deutlichen Rückgang der Absatzmenge um 15.7% auf 2.27 Mrd Stück. Massgeblich getrieben durch Preiseffekte und einen vorteilhaften Produktmix gelang es Vetropack dennoch, den Umsatz um 9.9% auf CHF 477.9 Mio zu steigern. Der EBIT konnte gar um 45.1% auf CHF 70.1 Mio zulegen. Die Verbesserung der EBIT-Marge von 11.1% auf das Rekordniveau von 14.7% reflektiert die starke Marktposition und die effiziente Führung der Unternehmens-Gruppe. Auf der Bottom-Line resultierte ein Gewinn von CHF 50.7 Mio, nach einem kriegsbedingten Verlust von CHF 9.7 Mio im Vorhalbjahr.

Mittelfristig wird von Vetropack ein Umsatzziel von CHF 1.40 Mrd (Umsatz 2022: CHF 899.4 Mio) angestrebt. Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt und erwartet eine Zunahme der Absatzmenge gegenüber der ersten Jahreshälfte. Wegen hoher Energiekosten, Inflation, sinkender Kaufkraft sowie Anlaufkosten für das neue Werk in Italien soll die EBIT-Marge im Gesamtjahr tiefer als im ersten Halbjahr, aber weiterhin zweistellig ausfallen. Angesichts der stark vergrösserten Produktionskapazitäten und der ungebrochen hohen Nachfrage für Verpackungsglas erachten wir diesen Ausblick, wie von Vetropack gewohnt, als konservativ. Bei einem für 2023 geschätzten P/E von 11.6x (ø 5Y 15.6x) und dem EV/EBITDA von 5.4x (ø 4Y 6.6x) ist die Aktie Vetropack attraktiv bewertet.